Amoklauf München. Am Freitagabend sind bei einem Amoklauf in der Innenstadt zehn Menschen getötet worden, darunter auch der 18-Jährige Täter, der sich selbst richtete. Das Motiv ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Die Polizei bittet Zeugen um die Übermittelung von Fotos, sowie Audio- und Videomaterial vom Tatabend.
Tathergang: Schüsse in McDonald’s Restaurant
Am Freitagabend fielen gegen 17.10 Uhr Schüsse in einem Münchener McDonald’s Restaurant, später auch im Olympia-Einkaufszentrum, kurz OEZ. Ein im Internet kursierendes Video zeigt, dass der erst 18-Jährige Täter scheinbar wahllos in Menschenansammlungen schoss.
Retweeted Aeky (@Aekyan):
Der Angreifer wurde gefilmt #OEZ #Munich https://t.co/IZbmHuADS6 https://t.co/sgumGdC4rM
— Anton Dörig (@AntonDoerig) July 22, 2016
Bizarr: Täter nutzte womöglich gehacktes Facebookprofil um Opfer anzulocken
Bisher von der Polizei noch nicht bestätigt aber von verschiedenen Medien aufgegriffen ist die Mutmaßung, dass der junge Täter ein Facebookkonto von einer Jugendlichen „hackte, ersatzweise selbst erstellte, und dort anbot, an diesem Tag gegen 16 Uhr zum Essen einzuladen.
Spannend was hinter #selinaakim steckt. Natürlich SPEKULATIV – mittlerweile gesperrt. #München #munich #Schießerei pic.twitter.com/1VjqgcYIgY
— Torsten Kägler (@TorstenKaegler) July 22, 2016
Die Opfer waren fast ausschließlich Jugendliche
Eines der Opfer war eine 45-jährige Frau, die weiteren acht Opfer waren im Alter zwischen 14 und 20 Jahren. Drei der Opfer waren weiblich. Der 18-Jährige Täter hatte es unter Zuhilfenahme des falschen Facebookkontos darauf abgezielt, Opfer in seiner Altersgruppe anzulocken. Unklar ist bisher, wie David Sonboli, der sich in sozialen Netzwerken Ali Sonboli nannte, an die Tatwaffe kam; Niemand weiß bisher, wie er an eine Glock 17 Kaliber 9 mm und 300 Schuss Munition gekommen ist.
*Nachtrag vom 24.07.2016: Die Polizei berichtete, dass nach der Auswertung eines Chatverlaufs feststünde, dass der Täter die Waffe im Darknet bestellt hatte. Es wird mit über 70 Personen ermittelt.
Es gibt neben den zehn Toten mindestens 35 teilweise körperlich schwer Verletzte und über hundert traumatisierte Zeugen.
Täter erschoss sich vor Münchener Olympiastadium
Nach einer stundenlangen Verfolgungsjagd traf eine Polizeistreife vor dem Olympiastadium auf den Täter. Unmittelbar nach der Ansprache durch die Beamten hat David Sonboli sich mit einem Kopfschuss schließlich selbst gerichtet. Die Polizei näherte sich dem Leichnam und dem Rucksack, den er noch trug, nur mit einem „Roboter“; Die vergangenen Terroranschläge aus u. a. Nizza, Brüssel und Paris, begangen von Isis-Anhängern, hatten in München ein Polizeiaufgebot auf „Terrorwarnstufe“ zur Konsequenz; Dabei lag die Vermutung nahe, dass sich in dem Rucksack auch ein Sprengsatz befunden hatte, was entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zur Folge hatte.
In den sozialen Medien gab es nach den ersten unbestätigten Nachrichten- und Polizeimeldungen überwiegend die Annahme, dass ISIS-Anhänger einen Terroranschlag in München durchführen würden.
Zu Beginn der Berichterstattung war auch noch von drei Tätern die Rede, nicht „nur“ von einem.
Europas Terrorangst und die Nationalität des Täters
Laut dem Pressekodex ist es nicht statthaft, die Nationalität von Tätern in der Berichterstattung zu nennen, sofern diese Angabe nicht zur Erfassung des Sachverhalts notwendig ist. Da David Sonboli diese Tat kurz nach mehreren Terroranschlägen in Europa und entsprechende Ankündigungen durch die Verantwortlichen ISIS-Mitglieder, die teilweise als „Flüchtlinge“ in der derzeitigen Flüchtlingskrise einreisten, beging, sehen wir die Nennung der Nationalität jedoch als notwendig an.
Der Junge ist vermutlich in Deutschland geboren worden, hat einen iranischen Migrationshintergrund und war laut seinen Nachbarn stets freundlich und hilfsbereit. In seinem Wohnhaus habe er z. B. Zeitungen verteilt.
Die Ermittler haben folglich nach eigener Aussage keinen Grund anzunehmen, dass der Amoklauf von der Terrororganisation ISIS organisiert wurde.
Amoklauf München: Die mutmaßlichen Gründe
Als Grund für die Tat wird eine psychische Krankheit vermutet, die medikamentös behandelt wurde. Verschiedene Medien berichten von acht Jahren seiner Schulzeit, in denen er gemobbt wurde. Er habe sich mit Literatur über Amokläufe beschäftigt.
Für einen terroristischen Hintergrund der Terrororganisation „ISIS“ gibt es derzeit keine Anhaltspunkte.
*Nachtrag 24.07.2016: Die Polizei bestätigte einen mehrmonatigen stationären Aufenthalt in einem kinder- und jugendpsychatrischen Krankenhaus im Jahr 2015
In einem weiteren Video ruft der junge Täter einem wutentbrannten Zeugen zu, dass er in Deutschland geboren sei, in der „Hartz IV Gegend“.
https://twitter.com/Devious_99/status/756579699694964736
Trittbrettfahrer: Terrorwarnung am Folgetag war Finte
Am Folgetag ging bei der Polizei eine Warnung über einen geplanten Anschlag am Stachus München ein, die sich als falsch herausstellte. Diese falsche Ankündigung ist eine Straftat: Die Polizei ermittelt nun auch in diese Richtung.
Mieses Spiel mit der Angst!
Personen, die solche Gerüchte in die Welt setzen, dürfen sich schon mal warm anziehen. Die Ermittlungen laufen.— Polizei München (@PolizeiMuenchen) July 23, 2016
Zusammenhalt in sozialen Medien: #OffeneTür
Wie bei den vorausgegangenen Anschlägen in Frankreich und Belgien auch baten in den sozialen Medien Anwohner unter den Hashtags #OffeneTür oder #OpenDoor an, in München „gestrandete“ Fremde aufzunehmen. Der öffentliche Nahverkehr, Taxis und Züge von und aus München fuhren in dieser Nacht nicht.
Auch öffentliche Einrichtungen und Gebäude wie der Bayerische Landtag und Moscheen hatten ihre Pforten in dieser Nacht geöffnet.
Anruf Pressesprecher: Bayerischer Landtag öffnet Tore! Wer nicht mehr heim kommt, kann dort hin. Dort auch Polizeischutz #opendoor #München
— Sebastian Kraft (@_kraftsebastian) July 22, 2016
https://twitter.com/KristinaKralova/status/756600019134930944
Amoklauf München: Polizei bittet um Ihre Mithilfe
Die Polizei ermittelt mit Hochdruck und bittet die Bevölkerung um die Übermittelung etwaiger Video-, Foto- und Audioaufnahmen. Dies kann persönlich bei jeder Polizeistation oder online geschehen:
https://medienupload-portal01.polizei.bayern.de/
Die Veröffentlichung von Bildern der Toten wird scharf verurteilt und verstößt u. a. gegen die Persönlichkeitsrechte der Opfer und verhöhnt die Angehörigen.
An alle, die Bilder von Opfern veröffentlichen: HÖRT AUF DAMIT!
Habt Respekt vor dem Leid der Angehörigen.#Schießerei #münchen— Polizei München (@PolizeiMuenchen) July 22, 2016
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Quellen:
Pressestelle Polizei Bayern, Nachtrag 2, Nachtrag 3, Nachtrag 4, Erste Ermittlungsergebnisse, Twitterpräsenz der Polizei München
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Symbolbild: Alexas_Fotos auf Pixabay
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